Prof. Dr. Nils Madeja
In unserer neuen Serie “Connecting East and West – A Short Interview with …” stellen wir Ihnen Menschen vor, die an deutsch-japanischen Forschungskooperationen beteiligt sind – und ihre Erkenntnisse darüber, wie und wo man erfolgreich kooperiert!
Diese Woche begrüßen wir Prof. Dr. Nils Madeja, Professor für Betriebswirtschaftslehre an der Technischen Hochschule Mittelhessen (THM) in Deutschland.
Prof. Dr. Madeja ist Projektleiter der Digital Manufacturing Research Initiative (DIGIMARI), einem Forschungsnetzwerk der Kampagne “Zukunft der Arbeit” des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF).
DIGIMARI fördert die digitale Transformation kleiner und mittlerer Fertigungsunternehmen und verbindet Forschende sowie Praktiker aus Hessen und dem “industriellen Herzen Japans” in der Kansai-Region um die Städte Kyoto, Osaka und Kobe.
1. Welche Art von Forschung begeistert Sie, und warum?
Im positiven Sinne aufregend finde ich grundsätzlich praxisnahe Forschung, die zu umsetzbaren Ergebnissen führt und Menschen oder Unternehmen konkrete Hilfestellung wie etwa Handlungsempfehlungen bietet. Inhaltlich interessiert mich der Bereich der digitalen Geschäftsmodelle und der digitalen Transformation. Im Kern geht es um die Frage, wie Unternehmen Daten nicht nur als Hilfsmittel, sondern als Geschäftsgrundlage verwenden können. Auch wenn es hierzu einige prominente Erfolgsbeispiele gibt, besteht in der Praxis bei vielen – gerade kleinen und mittleren – Unternehmen noch erheblicher Klärungsbedarf.
2. Was ist Ihre Verbindung zu Japan?
Über die letzten 2 Jahre haben wir im Rahmen unseres Forschungsmarketingprojekts DIGIMARI eine Reihe neuer Beziehungen zu japanischen Wissenschaftler:innen und Industrieexpert:innen neu aufbauen und einige bestehende Beziehungen ausbauen können. Wir verfügen jetzt über ein Netzwerk, in dem wir spannende japanisch-deutsche Forschungsprojekte verfolgen können
Meine persönliche Verbindung mit Japan besteht seit meiner Zeit als Stipendiat im – damals noch 2-jährigen – DAAD-Programm “Sprache und Praxis in Japan” vor mehr als 20 Jahren.
3. Wo sollten Japan und Deutschland mehr kooperieren?
Japan und Deutschland sollten mehr und auch enger im Bereich der digitalen Transformation, der Erforschung und dem Aufbau datengetriebener Geschäftsmodelle zusammenarbeiten. Beide Länder sind führend in der industriellen Produktion physischer Güter – etwa im Maschinenbau und der Elektrotechnik. Die Wirtschaft bzw. die Wertschöpfung wird allerdings zunehmend durch digitale Informationsgüter bestimmt. Hier haben beide Länder noch Potenzial und drohen gegenüber anderen Ländern wie zum Beispiel den USA oder China zurückzufallen. Es geht also um eine gemeinsame Zukunftssicherung.
4. Was ist Ihr Erfolgsrezept für Forschungskooperationen?
Eine allgemeingültige Erfolgsformel oder ein “Patentrezept” habe ich nicht, und es gibt sie wahrscheinlich auch nicht. Sicher gibt es aber einige Erfolgsfaktoren: Zunächst eine gemeinsame inhaltliche Interessenlage bzw. Zielsetzung. Eng damit verbunden ist eine faire Aufteilung der Aufwände und der Erträge, also eine echte Partnerschaft. Dazu wiederum gehört eine solide und verlässliche Finanzierung auf beiden Seiten.
Ergänzend kommen noch sogenannte Hygienefaktoren hinzu – also Rahmenbedingungen, die grundsätzlich erfüllt sein müssen, aber an sich leider keinen Erfolgsbeitrag liefern. Hier spielt das Vertrauen zwischen den Partnern eine wichtige Rolle.
5. Welchen Rat haben Sie für japanische Forscher:innen, die nach gemeinsamen Projekten suchen?
Sprechen Sie uns bitte an! Japanische Forscherinnen und Forscher genießen bei ihren deutschen Kolleginnen und Kollegen ein hohes Ansehen. Trotz kultureller Verschiedenheiten teilen wir wesentliche Grundwerte und können gut miteinander arbeiten. Vielerorts bestehen schon Kontakte und Partnerschaften, an die sie anknüpfen können. Falls Sie neue Kontakte suchen, nutzen Sie Plattformen wie das DWIH oder den DAAD.
Prof. Dr. Nils Madeja
• Professor für Betriebswirtschaftslehre, insbes. Digital Business, Technische Hochschule Mittelhessen (THM), Deutschland
• Langjährige Tätigkeit als Investment Manager und Partner im Bereich Venture Capital, davor Unternehmensberater
• Promotion im Bereich Betriebswirtschaftslehre, WHU – Otto Beisheim School of Management, Deutschland
• Dipl.-Ing. in Elektrotechnik, Universität Kiel, Deutschland
• Aufenthalt in Japan mit dem Programm „Praxis und Sprache in Japan“ des DAAD 1999-2001
Kontakt:
https://www.thm.de/w/nils-madeja
nils.madeja@w.thm.de
Um andere Artikel aus dem DWIH Tokyo Interview zu lesen, klicken Sie hier.