Internationaler Austausch und Vernetzung für die niedersächsische Energieforschung
Bereits 2017 hat Japan als erstes Land der Welt eine nationale Wasserstoffstrategie veröffentlicht – und setzt für seine Energiewende stark auf dieses Element und die damit verbundenen Technologien. Es besteht also vielfältiges Potential für Zusammenarbeit zwischen Forscher:innen aus Japan und dem Wasserstoffland Niedersachsen. Als Teil einer wissenschaftlichen Delegation konnten nun zwei Teammitglieder der EFZN-Geschäftsstelle für eine Woche nach Japan reisen, um bestehende Partnerschaften zu stärken, neue Kontakte zu knüpfen – und den Erfolg einer innovativen deutsch-japanischen Kooperation zur grünen Wasserstofftechnologie zu feiern.
Für Dr. Knut Kappenberg, Leiter des EFZN-Forschungsservice, und Andree Späth aus der EFZN-Pressestelle führte die Reise vom 18. bis 23. September 2023 unter anderem nach Kōfu an die Universität Yamanashi sowie in die Hauptstadt Tokyo. Initiiert und geleitet wurde die Delegationsreise von Frau Prof. Dr. Mehtap Özaslan und Herr Dr. Frédéric Hasché vom Technical Electrocatalysis Laboratory am Institut für Technische Chemie der TU Braunschweig. Beide sind Mitglieder des EFZN-Forschungsverbunds Wasserstoff Niedersachsen und koordinieren dort das Kompetenznetzwerk Brennstoffzelle.
Neue japanisch-niedersächsische Forschungskooperation zu grünem Wasserstoff – mit EFZN-Beteiligung
Erfreulicher Hauptanlass des Delegationsbesuchs war die feierliche Eröffnung des „Japanese-German Green Hydrogen Material Laboratory“, zu dessen Board of Directors Prof. Özaslan und Dr. Hasché gehören. Die Gründung des gemeinsamen Labors im Rahmen des BMBF Förderprojektes ECatPEMFCgate (01DR21028) wurde vom EFZN aktiv unterstützt und die Forschungsarbeit soll auch in Zukunft auf niedersächsischer Ebene über das EFZN gestärkt werden.
Das am Technical Electrocatalysis Laboratory der TU Braunschweig und dem Hydrogen and Fuel Cell Nanomaterials Center der Universität Yamanashi verortete internationale Labor wird sich insbesondere mit der Materialforschung beschäftigen. Die neue japanisch-deutsche Forschungspräsenz dient als Plattform für Materialinnovationen im Bereich grüner Wasserstoff und verfolgt das Ziel, die Effizienz und Haltbarkeit von Elektrokatalysatormaterialien für die Wasserelektrolyse und Brennstoffzelle zu erhöhen.
Spannende Einblicke in die japanische Energieforschung
Die Präfektur und Universität Yamanashi haben es sich zum gemeinsamen Ziel gesetzt, ein „Hydrogen and Fuel Cell Valley“ zu erschaffen. Insbesondere Kōfu ist daher ein wichtiges Zentrum der japanischen Wasserstoff- und Brennstoffzellenforschung. Ergänzend zur Eröffnungsfeier des Labors bot sich der Delegation so die Gelegenheit, mehrere Einrichtungen rund um dieses Forschungsgebiet zu besichtigen – etwa die Fuel Cell Cutting-Edge Research Center Technology Research Association, kurz FC Cubic.
FC Cubic ist ein nationales Forschungszentrum, das den Austausch und die gemeinsame Forschungsarbeit zur Brennstoffzellentechnologie zwischen Wissenschaft und Industrie fördert. Das 2010 gegründete Zentrum wird inzwischen von insgesamt 70 Unterstützern und Partnern aus ganz Japan – Universitäten, Firmen, Regierungseinrichtungen sowie wissenschaftlichen und wissenschaftsnahen Organisationen – unterstützt und als zentraler Forschungshub genutzt. Im 2023 eröffneten Neubau am neuen Standort in Kōfu stehen den Forscher:innen modernste Laboreinrichtungen zur Verfügung, um Brennstoffzellen zu konzipieren, zu fertigen und zu testen.
Ebenfalls besichtigt werden konnte das direkt neben dem FC Cubic gelegene Hydrogen Technical Center (HTC), ein Reallabor für die Erprobung neuer Technologien zur Wasserstoffbetankung – vom Einsatz neuartiger Komponenten über neue Abläufe und Protokolle für die Betankung bis hin zur Optimierung und Validierung bestehender H2-Tanksysteme. Anschließend ging es weiter in die angrenzende Komekurayama Power Storage Technology Research Site. In diesem Forschungskomplex werden praktische Prozesse zur Erzeugung, Speicherung und Weiterverarbeitung von grünem Wasserstoff entwickelt und optimiert. Ziel ist unter anderem, die Rolle von Wasserstoff als Speichermedium in einem auf erneuerbaren Energien basierten Stromnetz praktisch zu erforschen. Auch Kurzzeitspeichertechnologien wie unterirdische Schwungräder werden hier erprobt.
An der University of Yamanashi konnte die Delegation dann das Hydrogen and Fuel Cell Nanomaterials Center der Universität kennenlernen – das japanische Partnerlabor im gemeinsamen „Japanese-German Green Hydrogen Material Laboratory“. Bei der Führung durch die Laborräume erhielten die Teilnehmer:innen umfassende Einblicke in die Komplexität und Innovationskraft der dort stattfindenden Materialforschung und -testung für effizientere und vielseitig einsetzbare Wasserstoffelektrolyseure und Brennstoffzellen.
DWIH Tokyo und EFZN diskutieren Ideen für zukünftige Forschungsvorhaben
Der zweite Abschnitt der Reise führte in die Hauptstadt Tokyo zum Deutschen Wissenschafts- und Innovationshaus (DWIH) Tokyo. Das DWIH Tokyo ist eine Plattform für deutsche Hochschulen, Forschungseinrichtungen und forschende Unternehmen in Japan und unterstützt den Wissensaustausch zwischen Deutschland und Japan.
Seit dem Frühjahr 2023 ist das EFZN assoziierter Unterstützer und stimmberechtigtes Mitglied im Beirat des DWIH Tokyo – eine Partnerschaft, die nicht zuletzt auch den Weg für das „Japanese-German Green Hydrogen Material Laboratory“ mitbereitet hat. Beim persönlichen Kennenlernen der Mitglieder der EFZN-Geschäftsstelle und der DWIH-Leitung wurde auch über zukünftige Vorhaben gesprochen und Ideen für die weitere Zusammenarbeit mit Blick auf die internationale Energieforschung erörtert. Gemeinsames Ziel von EFZN und DWIH Tokyo, so der Tenor des Treffens, ist die langfristige Stärkung des bilateralen deutsch-japanischen Austauschs zwischen Wissenschaft und Wirtschaft und die Etablierung weiterer hochinnovativer Kooperationsvorhaben zusammen mit den EFZN-Forscher:innen. Abschließend stand noch ein Treffen mit der Deutschen Industrie- und Handelskammer in Japan (AHK Japan) auf der Agenda. Im Rahmen der deutsch-japanischen Energiepartnerschaft wurden hier bereits erste Ideen für die Beteiligung von EFZN-Forscher:innen an einem bilateralen Vorlesungsprogramm ausgetauscht.
Dr. Knut Kappenberg vom EFZN zog ein positives Fazit von der Reise: „Der offene und freundliche Empfang durch unsere japanischen Partner:innen und die interessanten Einblicke in die Forschung vor Ort haben mich wirklich begeistert. Ich sehe großes Potential für weiteren Austausch und Zusammenarbeit für unsere niedersächsischen Forscher:innen und Nachwuchswissenschaftler:innen. Gerade auch durch die enge Kooperation mit dem DWIH Tokyo werden wir weitere Brücken für die niedersächsische Energieforschung mit Japan bauen können.“
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