Konzentrierter Austausch zu KI
Dialog über die unterschiedlichsten Facetten Künstlicher Intelligenz hat das DWIH Tokyo in den vergangenen Jahren wiederholt ermöglicht – und 2022 einen weiteren Höhepunkt erreicht: Das 3. Japanisch-Deutsch-Französische Symposium zur Künstlichen Intelligenz lenkte den Fokus gleich auf mehrere Felder, in denen KI nachhaltig zur Lösung globaler Probleme beitragen kann.
„Dieses Symposium bietet ein breites Spektrum an Perspektiven und ist ein hervorragendes Forum für Vernetzung zwischen Japan, Deutschland und Frankreich sowie zwischen Wissenschaft, Industrie und Politik.“ Was DAAD-Präsident Professor Joybrato Mukherjee im Grußwort zum 3. Japanisch-Deutsch-Französischen Symposium zur Künstlichen Intelligenz (KI) ansprach, sollte sich in hohem Maße erfüllen. Unter der Überschrift „AI for Planetary Challenges in the Anthropocene“ behandelten Ende Oktober 2022 mehr als 60 Referentinnen und Referenten vor dem Publikum im Miraikan, dem Nationalen Museum für Zukunftsforschung und Innovation in Tokyo, unterschiedlichste Fragestellungen der KI: von Sicherheitsfragen der Künstlichen Intelligenz bis zu ihrer Bedeutung für den Katastrophenschutz, vom Potenzial in der Bildung bis zu Chancen im Gesundheitswesen. Organisiert hatten das Symposium das DWIH Tokyo, das AI Japan R&D Network und die Französische Botschaft in Japan.
Drei Themenfelder zeigen beispielhaft, wie das Symposium beim Blick auf die Herausforderungen des Anthropozäns auch Bezüge zum DWIH-Schwerpunktthema 2022 „Nachhaltige Innovationen“ entwickelte. Bei allen Unterschieden verdeutlichen diese Themenfelder, wie Künstliche Intelligenz zur Lösung globaler Probleme beitragen kann.
KI und Klimawandel
Wetterextreme verständlich und vorhersehbar machen – auch das ist mit Künstlicher Intelligenz möglich: Wie daran in Deutschland, Frankreich und Japan gearbeitet wird, veranschaulichten in einer gemeinsamen Session Professor Andreas Dengel, Geschäftsführender Direktor des Deutschen Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz (DFKI) in Kaiserslautern, Professor Ronan Fablet von der französischen Universität IMT Atlantique und Professor Masahiro Watanabe von der Universität Tokyo. Um der Erderwärmung und ihren fatalen Folgen entgegenzuwirken, braucht es zahlreiche Antworten, insbesondere in den Metropolen der Welt. Professor Katharina Morik von der Technischen Universität Dortmund leitete während des trilateralen Symposiums die Session „AI for Sustainable & Smart Cities“ und machte mit ihrem Vortrag unter anderem deutlich, wie die Big-Data-Analyse von Verkehrsströmen nicht nur beim Umgang mit Unwetterkatastrophen helfen, sondern auch zu umweltfreundlicherer Mobilität beitragen kann.
KI und grüne Entwicklung
Wie der Mensch mithilfe von KI die Natur nutzen und zugleich schützen kann, behandelten zwei Sessions, die sich KI in der Landwirtschaft und Biodiversitätsforschung widmeten. Im Austausch zur Biodiversität wurde deutlich, dass im KI-gestützten Datenmonitoring ein Schlüssel zu Beobachtung und Erhalt der Artenvielfalt liegt. Und in der Session zu KI und Landwirtschaft zeigte sich, wie Universitäten, Forschungsinstitute und Firmen Datenmengen erheben, um die Landwirtschaft umweltfreundlicher zu gestalten. Das wurde unter anderem in den Beiträgen von Dr. Takahiro Kawamura, Experte für Datenmanagement bei der japanischen National Agriculture and Food Research Organization (NARO), und Alexis Comar, Geschäftsführer des Unternehmens Hiphen deutlich. Die französische Firma ist auf Hightech-Phänotypisierung spezialisiert: In der Analyse des Erscheinungsbilds von Pflanzen liegt auch großes Potenzial bei der Anpassung der Landwirtschaft an den Klimawandel. Für den Vorsitz zur Landwirtschafts-Session konnte Professor Sonoko Bellingrath-Kimura vom deutschen Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) gewonnen werden, eine Pionierin im Feld der Nutzung von Daten für mehr Effizienz und Nachhaltigkeit in der Landwirtschaft.
KI und Gefahren für die Demokratie
Fragen zum verantwortungsvollen Einsatz von KI begleiten die trilaterale Symposiumsreihe zur Künstlichen Intelligenz von Anfang an. So leitete zum Beispiel Professor Arisa Ema von der Universität Tokyo schon bei der Premiere 2018 eine Session zu ethischen und rechtlichen Aspekten der KI. 2022 war Ema Chair der Runde „Regulation & Democracy of AI“. Die Themen der Session reichten vom Schutz der Privatsphäre bis zum Problem der Fake News. So machte etwa Professor Bernd Holznagel von der Universität Münster deutlich, wie die neuen europäischen Gesetze Digital Services Act und Artificial Intelligence Act Risiken des Missbrauchs Künstlicher Intelligenz reduzieren. Zudem wurde eine weitere Session dem Thema „Trustworthy AI“ gewidmet, und in der Session „AI & Cybersecurity“ wurde veranschaulicht, dass KI auch ganz konkrete Antworten auf Sicherheitsprobleme bietet. Bei der Klassifizierung von Malware und dem Erkennen und Warnen vor Cyberattacken kommt der Leistungsfähigkeit von Künstlicher Intelligenz besondere Bedeutung zu.
Gerade weil die Dynamik des digitalen Wandels so rasant zunimmt, braucht es weitreichenden Austausch zur Künstlichen Intelligenz, wie ihn das DWIH Tokyo schon seit Langem organisiert. Das trilaterale Symposium brachte nicht nur Referentinnen und Referenten aus Japan, Deutschland und Frankreich zusammen, sondern auch juristische Fachleute mit Expertinnen und Experten für maschinelles Lernen, deutsche Start-ups im Kampf gegen Demenz mit japanischen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern im Bereich alternder Gesellschaften sowie politische Entscheidungsträgerinnen und -träger mit Vertreterinnen und Vertretern der Wirtschaft. Nur einen Monat später fand bereits der erste von Teilnehmenden initiierte Folgeworkshop in Tokyo statt, und für die Zukunft sind weitere Folgeveranstaltungen geplant.
Johannes Göbel