Quantentechnologie-Forschung in Japan

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Die Deutsche Botschaft Tokyo hat Informationen zusammen gestellt zur Quantentechnologie-Forschung in Japan. Die Übersicht fasst die aktuelle Situation wie folgt zusammen:

Am 15. Juni hat die Fraunhofer-Gesellschaft im Beisein von Bundeskanzlerin Merkel in Ehningen (nahe Stuttgart) den ersten „IBM Quantum System One“ in Europa in Betrieb genommen. In den nächsten Monaten soll in Japan, im Kawasaki Business Incubation Center (KBIC) in Kawasaki (nahe Tokyo), ebenfalls ein IBM Quantum System One in Betrieb genommen werden. Mit diesen neuen Systemen lassen sich sehr komplexe Berechnungen in kurzer Zeit durchführen, die mit herkömmlichen Hochleistungsrechnern nicht oder nur mit unvertretbar hohem Zeitaufwand durchgeführt werden können. Daraus ergeben sich völlig neue Möglichkeiten z.B. in der Materialforschung, Pharmazie und Logistik.

Japan (und Australien) wird ein ähnlicher Entwicklungsstand bei Quantencomputing wie Europa zugemessen (Stollenwerk, DLR, 2021). Die USA und China sind weltweit führend auf diesem Gebiet. Auch Kagermann et al. (Acatech, 2020) zeigen die relativen Stärken Japans auf bei „Innovationspotenziale der Quantentechnologien der zweiten Generation“. Eine vertiefte Forschungszusammenarbeit zwischen Deutschland und Japan bei Quantentechnologien, insb. Quantencomputing sowie Quantenkommunikation und –kryptografie ist also vielversprechend.

Die Zusammenarbeit zwischen Industrie, Regierung und Hochschulen in Japan bei der Erforschung und Entwicklung von Quantentechnologien gewinnt an Dynamik. Elf japanische Unternehmen, darunter Toshiba Corp., Toyota Motor Corp. und Nippon Telegraph and Telephone Corp. (NTT) haben am 31. Mai 2021 eine Partnerschaft (Rat) zur industriellen Nutzung von Quantentechnologien gegründet. Der Rat wird Fragen zu Quantencomputern, Quantenkryptographie und anderen Basistechnologien, Fachkräftebedarf/Ausbildung sowie Regeln und Standards identifizieren.

Ebenfalls am 31. Mai gab Mercari Inc. (E-commerce) bekannt, dass gemeinsam mit der Keio Universität und der Universität Tokyo eine Organisation für die Forschung und Entwicklung des Quanteninternets gegründet wurde. Weitere Firmen sollen hinzukommen. Das Quanteninternet, das den Austausch von Quantendaten beinhaltet, ermöglicht den Nutzern eine sichere Kommunikation und schützt sie vor neugierigen Blicken. Die neue Organisation hat sich zum Ziel gesetzt, das Quanteninternet in 15 Jahren versuchsweise in die Praxis umzusetzen.

Beim EU-Japan Gipfeltreffen am 27. Mai sprach sich Premierminister Suga für eine Zusammenarbeit mit der EU u.a. beim Thema Quantentechnologieforschung aus im Rahmen der von der EU vorgeschlagenen „partnership for the digital decade“ und Assoziierung Japans beim Forschungsrahmenprogramm Horizon Europe. Japan will Quantentechnologien programmatisch in multilateraler/bilateraler Zusammenarbeit (USA, EU) erforschen und entwickeln.

Die komplette Übersicht (Stand: 16. Juni 2021) umfasst auch japanische Quantentechnologie-Forschung und Bezugspunkte zu Deutschland. Sie steht hier zum Download zur Verfügung.


 

Bei Rückfragen steht Dr. Lothar Mennicken, Referatsleiter Wissenschaft und Technologie, Deutsche Botschaft Tokyo zur Verfügung.

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